“Ein Strich ist nichts…” – Zeichnungen von Charles Vreuls und Peter-Jörg Splettstößer

Als zweite Ausstellung zeigen im Projektraum “Eichenhof” im Rahmen des “Ausnahmezustands” vom 17. bis 25. März 2017 (VERLÄNGERUNG bis 8. April 2018) zwei Künstler zwei unterschiedliche Serien von Arbeiten auf Papier.

Charles Vreuls

Aus Amsterdam reiste Charles Vreuls zu uns in den “Eichenhof” und brachte rund 100 kleinformatige Blätter seiner Serie Falsche Frage mit. Diese seit 2003 mit Tusche auf Papier akkurat gestalteten Zeichnungen von Vreuls erinnern fern an Landschaften. Neben wiederkehrenden Motiven beherrscht und verbindet die Blätter die Schriftelemente. Wie ein Nachhall auf Friedrich Nietzsches Ausspruch „Man hört nur die Fragen, auf welche man imstande ist, eine Antwort zu geben.” lässt sich diese Serie lesen. Ob Charles Vreuls die Falsche Frage letztlich stellt, zeigt sich bei intensiver Betrachtung aus nächster Nähe.

Die besondere Installation im ehemaligen Restaurant des “Eichenhofs” rund um den Kamin präsentiert die Zeichnungen optimal. Charles Vreuls ist hochzufrieden mit der Erstpräsentation dieser Serie in dem speziellen Raum. Mit ruhiger Hand und genauen Berechnungen installierte er präzise seine zahlreichen Arbeiten mit langen Stahlnägel direkt an der Wand.

Charles Vreuls “Falsche Frage”, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto Stefan Ringeling


Charles Vreuls “Falsche Frage”, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof” (Detailansicht), Foto Stefan Ringeling

Peter-Jörg Splettstößer

Peter-Jörg Splettstößer lässt sich seit Jahrzehnten konsequent von ästhetischen Grundfragen leiten, seine Serien entsprechen Versuchsanordnungen, die die eigene Wahrnehmung hinterfragen. Im Projektraum „Eichenhof“ zeigt er Toits de Paris (2018). Die titelgebenden Dächer von Paris legen Zeugnis ab von einem über den Jahreswechsel in der französischen Hauptstadt verbrachten Arbeitsaufenthalt des Künstlers. Abstahierte Dachformen begegnen den für Splettstößers Arbeit charakteristischen Farbproben, die seinen Blick auf das Gesehene leiten.

Begegnung und Austausch mit anderen Künstlern ist für Peter-Jörg Splettstößer essentiell für sein Schaffen. In Worpswede initiierte er mehrfach das Projekt „Treffpunkt Worpswede“, förderte damit die Begegnung von internationalen Künstlern in Worpswede und hielt den Kunstort lebendig. Dieser Impuls von Splettstößer findet im „Ausnahmezustand“ eine Resonanz und eine Weiterentwicklung. So ist es den Initiatoren des Projekts „Ausnahmezustand“ eine Herzenssache in Ergänzung zur Einzelausstellung Peter-Jörg Splettstößers „Fenster Flecken und das Jüngste Gericht“ in der Großen Kunstschau (18.3.-10.6.2018) diese Kabinettschau als grenzüberschreitenden Dialog zu zeigen.

Peter-Jörg Splettstößer “Toits de Paris”, Installationsansicht im Projektraum “Eichenhof”, Foto Stefan Ringeling


Peter-Jörg Splettstößer “Toits de Paris”, Installationsansicht im Projektraum “Eichenhof”, Foto Stefan Ringeling

Warum Charles Vreuls behauptet, dass ein Strich nichts für die beiden miteinander befreundeten Zeichner sei, lässt sich anhand der ausgestellten Arbeiten im Projektraum “Eichenhof” nachvollziehen.

Die Ausstellung wurde kurzfristig bis zum 8. April 2018 verlängert und ist parallel zur Kabinettpräsentation von Mariam Kavtaradze zu sehen.