4 Öffnungstage – 4 verschiedene Performances

11. Ausstellung im Rahmen des Projekts „Ausnahmezustand“

Rosaroter Elefant – Evita Emersleben & Diana Scheuering

Malerei, Performance & Zeichnungen

21. – 29. Juli 2018

Neben den Zeichnungen und Malereien von Diana Scheuering mit ihren beklemmenden Variantionen von langen Spinnenbeinen, die sie mit Tusche, Filzstift und Ölfarbe aufs Blatt oder die Leinwand bringt oder in die frische Farbe hineinrizt, bestimmen installative Arrangements die Ausstellung “Rosaroter Elefant” im Projektraum “Eichenhof”. Den “Ausnahmezustand” hat Evita Emersleben wörtlich genommen. An jedem Öffnungstag der Ausstellung setzt sie eine andere Performance um. Vor und nach den Aktionen sind ihre installativen Arrangements im Raum zu sehen.

Evita Emersleben, Ausstellung “Rosaroter Elefant”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Nach der Eröffnung der Ausstellung mit einer Einführung durch Claudia Christoffel aus Bremen wurde die Performance “Söhnkäppchen” aufgeführt.

Dafür mischte Evita Emersleben zwei Sektsorten in einem bestimmten Mischungsverhältnis in einem Messbecher zusammen. Genauer gesagt: 2/3 Söhnlein Brilliant auf 1/3 Rotkäppchen Sekt. Den so erzeugten Cuvée, den Verschnitt zweier Sektsorten, ihren “Söhnkäpchen” schenkte sie dann an die Besucher aus.

Spielerisch und humorvoll kommentiert Evita Emerslebens Performance die Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland. Indem sie nicht nur Sekt aus den alten mit Sekt aus den neuen Bundesländern mischt, sondern auch die Anteile prozentual zur Flächen an der Bundesrepublik Deutschland mitbedenkt. Ihre Einheit, ihr Cuvée regt Diskussionen an. Die Erstaufführung der Performance fand während der Ausstellung “Zum freundlichen Nachbar” in dem Kunst- und Kulturverein Schule 21 in Bremen zum 25. Jubiläums des Mauerfalls statt.

Evita Emersleben, Ausstellung “Rosaroter Elefant”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Am zweiten Tag, am Sonntag, 22.7.2018, öffnet um 14 Uhr die Fleischerei Evita Emersleben. Mit “Geschnitten oder am Stück?” agiert die Künstlerin als Fleischereifachverkäuferin und bietet ihre Zeichnungen von Fleisch- und Fischstücken zu 130 Cent pro Gramm an. Die titelgebende Frage wird dem Kunden gestellt. Beantwortet er diese mit geschnitten, erhält er seine Ware, also die Zeichnung geschreddert, oder aber im Stück, dann wird sie in einer Frischhaltefolie verpackt.

Damit hinterfragt Evita Emersleben nicht nur den Wert von Kunst und den Sinn und Zweck des Kunstmarktes, der einer Fleischbeschau ähnlich scheint, sondern auch das Konsumverhalten. Schließlich heißt es doch an der Theke häufig: Darf’s ein bisschen mehr sein?

Evita Emersleben, Ausstellung “Rosaroter Elefant”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Auch am zweiten Ausstellungswochenende veränderte sich die Ausstellung “Rosaroter Elefant” täglich. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag führte Evita Emersleben zwei weitere Performances auf.

Für “unravel” servierte die Künstlerin am Samstag, 28. Juli 2018 vier an einem Tisch sitzenden Schauspieler*innen Schokoladenpudding und verschiedene Stücke ihrer ebenfalls in Schokolade abgegossenen Körperteile. Die Tischgesellschaft vollführte eine sonderbare, lustige, surreale, stellenweise unheimliche Unterhaltung. Das Publikum ließ sich von der Vorführung in den Bann ziehen.

Unser Dank gilt Christian Wiencke, Anouk Lou Falkenstein, Martin Gresselmeyer und Janko Krause, den vier Schauspieler*innen von “unravel” für Ihr großes Engagement.

Die ungeplante “Peformance” der Natur, das gewaltige Gewitter mit Starkregen, verzögerte zwar den Beginn der Performance, erzeugte aber eine einrucksvolle und mehr als stimmungsvolle Umgebung für Evitas Arbeit. Auch der auf ein leerstehendes Gebäudeteil fallende Baum trug seinen Teil dazu bei, das diese Performance die Anwesenden nicht so schnell wieder vergessen werden.

Evita Emersleben, Ausstellung “Rosaroter Elefant”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Für den letzten Ausstellungstag (Sonnag, 29. Juli 2018) inszenierte Evita Emersleben erstmals ein “Dinner for one“. Das Setting von Samstag wiederholte sich. Anstelle der lebendigen Schauspieler griff die Performerin nun auf vier lebensgroße Stoffpuppen zurück, die sie mit vollem Körpereinsatz erst zum Tishc führte, dann fütterte und schließlich Ihnen Teile ihrer eigenen Kleidung überzog.

Evitas Hommage an den Silvesterklassiker “Dinner for one” war als Improvisation angelegt. Der Verlauf ergebnisoffen. Die Künstlerin ergänzte und schloß damit den Reigen ihrer vier sehr unterschiedlichen Performances, die sie während der Ausstellung “Rosaroter Elefant” im Projektraum “Eichenhof” aufführte.