Die Linie als Grundform

10. Ausstellung im Rahmen des “Ausnahmezustands”

Franziska Keller – Maßnahme
(7. – 15. Juli 2018)

Franziska Keller, “Maßnahme”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Gerade haben wir die 10. Präsentation im Projektraum “Eichenhof” im Rahmen des Projekts “Ausnahmezustand” eröffnet: Dazu hat Franziska Keller aus Bremen ihre Ausstellung „Maßnahme“ erarbeitet. Seit Beginn verfolgt sie den „Ausnahmezustand“, mehrere Wochen war sie außerdem zu Gast in den Künstlerhäusern Worpswede. Spurlos ist diese Zeit nicht an der Künstlerin vorbei gegangen!

Franziska Kellers klare, souveräne künstlerische Haltung ist spätestens mit der Verleihung des Karin Hollweg-Preises 2013 – damals beendete sie gerade ihr Meisterschülerstudium an der HfK Bremen bei Jean-François Guiton – und ihrer Einzelausstellung in den Museen Böttcherstraße 2014/15 einem größeren Publikum bekannt. Inhaltlich beschäftigt sie sich mit der Beziehung zwischen Mensch, Objekt / Ding und Raum. Stille ist ein immer wieder auftauchender Aspekt in den Arbeiten von Franziska Keller: Stille als Verweigerung, als Pause der Strukturierung. Sie orientiert sich an der Linie als Grundform, findet dann aber zu einer installativ-skulpturalen Arbeitsweise und Ausdrucksform, bei der sich ihre bildartigen Objekte von der Wand in den dreidimensionalen Raum lösen. Ihr Fokus richtet sich dabei auf den Übergang zwischen geschlossener und offener Form. Zeichnungen im traditionellen Sinne zeigt die Künstlerin heute nicht mehr.

Franziska Keller, “Maßnahme”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Eigentümliche Fundstücke, industriell geformte Alltagsgegenstände nutzt Franziska Keller und legt großen Wert auf die individuellen Abnutzungs-erscheinungen und Geschichte der Dinge, die sie als eine Be-Zeichnung erkennt. Für ihre neueren Arbeiten verwendete sie vorzugsweiße rein-weißes Papier als Material und ließ die ästhetische Kraft des Papiers durch eine bewusste Inszenierung selbst zur Raumzeichnung und dreidimensionalen Skulptur werden. Dabei bestimmt und definiert der Raum die Dinge. Doch im „Ausnahmezustand“ gibt es keine weißen Oberflächen für Franziska Keller. Sie installiert im ehemaligen Restaurant des Hotels einen von der Decke schwebenden wesenhaften Körper. Die Arbeit aus handelsüblichen Rettungsdecken, die in enger Zusammenarbeit mit Markus Weber entstanden ist, kann weder eindeutig als Installation, noch als Objekt, als Raumzeichnung oder als eine architektonische Intervention definiert werden. Die Grenzen verwischen – der Raum ist in Bewegung.

Franziska Keller, “Maßnahme”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Grundlegend für ihre „Maßnahme“ im Projektraum „Eichenhof“ ist die intensive Beschäftigung mit dem Raum. Ihre Arbeiten reagieren auf den Raum. Raum, Arbeiten und Betrachter werden durch Franziska Kellers Arbeiten in Interaktion gebracht. Dabei denkt die Künstlerin den Ausstellungsraum als Bühne, deren Bespielen grundsätzlich in Frage gestellt und den Betrachtern überlassen wird: Wo ist die Grenze zwischen betrachten und agieren? Dies wird ebenfalls im ehemaligen Büro des Hotels deutlich. Pendelartig baut sich an einer Wand die Bewegung einer Gardinenstange auf. Dessen unsteter Bewegungsablauf ist nicht choreografiert, sondern vom Zufall bestimmt. Franziska Kellers mechanisches Objekt wird von einer dekorativen Jugendstil-Tapete hinterfangen. Die Künstlerin entwickelte für den Ort diese Arbeit weiter, indem sie mit dem Tapetenmuster Bezugspunkte zu den Zeichnungen von Heinrich Vogeler aufbaut. Beide Arbeiten in der Ausstellung hat die Künstlerin speziell für die Räumlichkeiten erarbeitet bzw. auf den Ort zugeschnitten.

Franziska Keller, “Maßnahme”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling

Projektraum “Eichenhof”
Ostendorfer Str. 13, 27726 Worpswede

Öffnungszeiten:

Sa, 7. Juli / So, 8. Juli /

Sa, 14. Juli / So, 15. Juli, jeweils von 14 bis 18 Uhr

Eintritt frei

Franziska Keller, “Maßnahme”, 2018, Installationsansicht Projektraum “Eichenhof”, Foto: Stefan Ringeling